
In den sozialen Medien kursiert aktuell eine virale Aktion: Die sogenannte Baumpflanz-Challenge. Feuerwehren werden dabei per Video nominiert, innerhalb einer Woche einen Baum zu pflanzen – oft unter dem spielerischen Hinweis: „Sonst gibt’s eine Brotzeit.“ Diese Aktionen verbinden scheinbar Kameradschaft, Umweltschutz und Öffentlichkeitsarbeit. Doch bei näherem Hinsehen sind einige Aspekte durchaus kritisch zu betrachten.
Beispiele aus der Praxis
- Landkreis Traunstein (Bayern): Dort haben viele der rund 80 Feuerwehren bereits mitgemacht. Der Kreisbrandrat Christof Grundner sieht darin „gelebten Natur- und Umweltschutz“ und pflanzte etwa selbst einen Apfelbaum am neuen Gerätehaus in Seeon Instagram. Die Aktionen werden kreativ visualisiert – mit Kübelspritze, Spaten und Instagram-Videos Link: kreisfeuerwehrverband-traunstein.de.
- Feuerwehr Gilching (Bayern): Nachdem die Wehr von Alling nominiert wurde, pflanzte sie einen Apfelbaum, dankte öffentlich und nominierte weitere Wehren zur Teilnahme, begleitet von der humorvollen Aussicht auf eine „zünftige Brotzeit“ Feuerwehr Gilching.
- Feuerwehr Flintbek (Schleswig-Holstein): Rund 15 Kameraden, darunter auch die Jugendwehr, pflanzten gemeinschaftlich zwei Bäume – gespendet von Privatleuten – und nominierten daraufhin nochmals weitere Wehren. Auch hier stand wieder eine Brotzeit im Raum Freiwillige Feuerwehr Flintbek.
- Samtgemeinde Thedinghausen (Niedersachsen): Ehrenamtliche widmeten sich der Challenge ebenfalls, mit der klaren Regel: sieben Tage Frist – sonst zapft man gemeinsam ein Grillfest Feuerwehr der Samtgemeinde Thedinghausen.
- Verbreitung bundesweit: Von Schleswig-Holstein über Niedersachsen bis Bayern – sogar grenzüberschreitend nach Österreich – zieht sich die Aktion laut dem Feuerwehr-Magazin als nachhaltiger Trend quer durch Deutschland Feuerwehr-Magazin:samerbergernachrichten.de.
Kritikpunkte im Fokus
- Symbolik statt Substanz
Zwar wird vielfach Bäume gepflanzt – doch bleiben Fragen offen, etwa zur dauerhaften Pflege, passenden Standortwahl oder langfristigen Verantwortung. Klimaschutz darf nicht zur kurzlebigen Social-Media-Aktion werden. - Hoher Aufwand, geringer Nutzen
Große Fahrzeuge, sogar Drehleitern oder andere technische Gerätschaften werden teilweise für einfache Pflanzaktionen genutzt. Der Diesel- und Logistikaufwand kann dadurch den ökologischen Nutzen schnell übersteigen. - Verstöße gegen Sicherheitsstandards
Trotz unserer Verpflichtung zur Sicherheit zeigen manche Videos, dass Unfallverhütungsvorschriften (UVV) ignoriert werden – etwa indem fehlende persönliche Schutzausrüstung oder riskante Foto- und Videosituationen unkritisch dargestellt werden. - Effekt auf die Außenwirkung
Feuerwehr steht für Vertrauen, Professionalität und Sicherheit. Wenn wir uns in Aktionen zeigen, die mehr als Spaß-Challenge wirken und dabei Risiken eingehen, kann das unser Ansehen untergraben.
Was wäre ein verantwortungsvolleres Vorgehen?
Wenn der Gedanke des gesellschaftlichen Engagements und Umweltschutzes ernst gemeint ist, sollte man die Challenge auf folgende Weise angehen:
- Nur standortgerechte Bäume pflanzen, die langfristig überleben können.
- Pflegekonzepte festlegen, etwa Zuständigkeiten auch für die kommenden Jahre.
- Unnötigen Material- und Energieeinsatz vermeiden – keine überdimensionierten Fahrzeuge zum Zweck der Präsentation.
- Sicherheitsvorschriften (UVV) strikt beachten – um ein Vorbild zu bleiben, besonders für Jugendfeuerwehren.
Fazit
Die Baumpflanz-Challenge zeigt, dass Feuerwehren sich gesellschaftlich einbringen möchten – und das ist grundsätzlich positiv. Doch gerade wir, die wir Sicherheit leben, sollten solche Aktionen durchdacht, ehrlich und verantwortungsbewusst gestalten. Natur schützen bedeutet nicht nur einen Baum pflanzen – sondern ihn zum Leben bringen. Und wir sollten Vorbild sein – nicht nur im Einsatz, sondern auch im Herz für Umwelt- und Sicherheit.